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Bildungsstätte Anne Frank

Video: Eigenen Rassismus erkennen

Christian F. SchmidtLernlabor Anne Frank GedenkstätteLernlabor Anne Frank Gedenkstätte

Rassismus: viele Menschen merken oft gar nicht, wenn sie sich im Alltag rassistisch verhalten. Mit Vorurteilen und Stereotypen im Kopf begegnen wir anderen Menschen. Wie man sein Verhalten erkennen und hinterfragen kann und sich vorurteilsfreier verhalten kann, lernen Jugendliche im Lernlabor Anne Frank in Frankfurt am Main.

Norman Konrad/Bildungsstätte Anne FrankFlyer für das Lernlabor “Anne Frank. Morgen mehr.” der Bildungsstätte Anne Frank

In dem Lernlabor der Gedenkstätte können Besucher einen interaktiven Einblick in die NS-Zeit bekommen. Dabei lernen sie auch ihre eigenen Vorurteile kennen. Unser Reporter Christian F. Schmidt hat die Einrichtung besucht. Hier geht es zum Video

Gedenkstätte wurde ein Jahr lang umgebaut

Eröffnet wurde das Lernlabor am 12. Juni 2018, dem 89. Geburtstag der Tagebuchautorin Anne Frank (1929-1945), wird in Frankfurt am Main ein Lernlabor mit ihrem Namen eröffnet. Das Experimentierfeld für Jugendliche in der Bildungsstätte Anne Frank ersetzte nach einjährigem Umbau deren frühere Dauerausstellung. In einer Zeit, in der menschenfeindliche Äußerungen zum Alltag gehören und Kippa-Träger oder Flüchtlinge angegriffen werden, stelle sich die Frage, wie Jugendliche von Annes Botschaft begeistert werden können, sagte der Direktor der Bildungsstätte, Meron Mendel, bei der Vorstellung.

Stationen statt Ausstellung

Das Lernlabor regt nach den Worten von Mendel Besucher an, auf Fragen selbst Entscheidungen zu treffen. „Es will nicht nur Trauer über Anne Frank vermitteln, sondern ihren Glauben: Ihr könnt etwas ändern!“ Es gibt keine Ausstellung und keine Führung mehr. Stattdessen erhalten die Besucher Tablets, die sie an einzelnen Stationen zum Dialog aktivieren können. Zu Trainern ausgebildete junge Erwachsene führen die Besuchergruppen ein und begleiten sie.

Versteck von Anne Frank in 360-Grad-Rundumsicht betrachten

Der Name des Lernlabors „Anne Frank. Morgen mehr“ sei programmatisch gemeint, erläuterte die Kuratorin Deborah Krieg. Das Zitat der Schlussworte des ersten Tagebucheintrags von Anne Frank drücke Hoffnung aus und führe zur Frage: „Wie gestalte ich die Zukunft?“ An den ersten Stationen geht es um Anne Frank selbst und ihr Tagebuch. So ist das Amsterdamer Haus mit dem Versteck der Familie Frank vor den Nazi-Deutschen an der Wand abgebildet, einzelne Zimmer lassen sich mit dem Tablet anklicken und dort in einer 360-Grad-Rundumsicht betrachten.

Die Persönlichkeiten der acht dort untergetauchten Juden lassen sich in einem illuminierten Buch erforschen, wobei Aussagen über sich selbst, historische Fotos und Textstellen von Annes Tagebuch zur Sprache kommen. Der größere Teil der Ausstellung fordert zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart auf. An einzelnen Stationen können Besucher Hate Speech identifizieren, überlegen, in welchen Beispielfällen Zivilcourage angebracht ist, was es mit Dresscodes und Vorurteilen auf sich hat, wie Grenzen in das Leben eingreifen oder wie der Blick durch eine spezielle Brille aus einer Zeichnung ein Stereotyp macht.

Bezug von Anne Frank zu Malala

Ein „Körperscanner“ demaskiert Zuschreibungen, indem er dem „gescannten“ Besucher Merkmale ausspuckt, die aber ein Zufallsgenerator ausgewählt hat. Annes Tagebuch, als Faksimile aufgeschlagen das einzige Ausstellungsstück, steht nicht allein: Die Tagebücher anderer Jugendlicher, die sich gegen Ungerechtigkeiten wehrten, regen zu eigenen Positionen an. Unter ihnen ist etwa der Blog der pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai (20). Am Ende einer Begehung werden die freigegebenen Meinungsäußerungen der Besucher auf einer Leinwand abgebildet. Die jungen Trainer können entsprechend auf Schwerpunkte eingehen, erläuterte Krieg.

Das Lernlabor wurde nach Kriegs Angaben innerhalb von drei Jahren entwickelt. Die Kosten von rund 1,5 Millionen Euro tragen das Bundesfamilienministerium, das hessische Innenministerium, die Stadt Frankfurt, Stiftungen und Spender. Zur Eröffnung am 12. Juni werden der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, und Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erwartet. Die Öffentlichkeit ist am 16. und 17. Juni zur Entdeckung eingeladen, dabei sind unter anderen der Rapper und Musikproduzent Moses Pelham und die Rabbinerin Elisa Klapheck.

 

Öffnungszeiten: Werktags für Gruppen bis zu 40 Personen nach Vereinbarung, am Wochenende für Einzelbesucher um jeweils 12, 14 und 16 Uhr

Eintritt für Erwachsene fünf Euro, Jugendliche frei. 

Bildungsstätte Anne Frank, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt a.Main
Anmeldung per E-Mail

www.bs-anne-frank.de/morgenmehr

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