Lorsch: Kirchenasyl für jungen Äthiopier
„Der einzelne Mensch zählt“
bbiew
25.07.2017
bbiew
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Nach Angaben des Kirchenvorstands war der junge Mann in seiner Heimat politisch aktiv und deshalb bereits einmal inhaftiert. Er musste fliehen, um einer erneuten Verhaftung zu entgehen. Er kam über Libyen und das Mittelmeer nach Italien und dann nach Deutschland. In Lorsch wird er bereits seit einiger Zeit von der Ökumenischen Flüchtlingshilfe begleitet, die nach der Entscheidung des Kirchenvorstands nun auch die Hauptlast der Betreuung übernimmt. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und die gesamten Umstände sorgfältig abgewogen“, sagt Margot Müller vom Kirchenvorstand, „Wir möchten mit dem Kirchenasyl erreichen, dass sein Asylbegehren in Deutschland geprüft und entschieden wird.“
"Humanitär geboten"
Das Kirchenasyl soll ihn vor einer drohenden Abschiebung nach Italien bewahren. Nach der so genannten Dublin-Regelung muss ein Geflüchteter in dem EU-Land Asyl beantragen, das er auf der Flucht zuerst betreten hat. Im Fall des Äthiopiers ist das Italien. „Italien trägt derzeit die Hauptlast der Fluchtbewegungen über das Mittelmeer und ist bei der Aufnahme überfordert“, betont Margot Müller. Sie erinnert daran, dass die italienische Regierung erst kürzlich gedroht hatte, die Flüchtlingsboote in andere Mittelmeer-Anrainerstaaten umzuleiten. Der junge Äthiopier spreche kein Wort italienisch, würde vermutlich weder Sprachunterricht noch finanzielle Unterstützung bekommen und müsste in Italien auf der Straße leben. Für seinen Lebensunterhalt müsste er betteln. Der Zugang zu medizinischer Versorgung wäre ihm verwehrt. “Deshalb halten wir ein Asylverfahren in Deutschland aus humanitären Gründen für geboten“, so die Lorscher Kirchenvorsteherin.
Chance auf Asylverfahren ermöglichen
Der Dekan der Evangelischen Dekanats Bergstraße, Arno Kreh, wurde vorab über das Kirchenasyl informiert. Er unterstützt das Engagement der Lorscher Gemeinde. „Kirchenasyl gewähren wir grundsätzlich nicht leichtfertig und nur in Einzelfällen. Denn für uns zählt der einzelne Mensch. Im Falle des Äthiopiers ist die Lorscher Gemeinde der festen Überzeugung, dass ein vorübergehendes Kirchenasyl notwendig ist, um ihm in Deutschland die Chance zu geben, sein Fluchtgründe vorzutragen und Asyl zu bekommen“, so der Bergsträßer Dekan.
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