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Griechisches Flüchtlingslager

Eine Frage der Zeit: Brandkatastrophe in Moria

Anton Chalakov/istockphoto.comFlüchtlinge suchen Hilfe in der KriseFlüchtlinge suchen Hilfe in der Krise

Bereits im März hatte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung vor den katastrophalen Zuständen in griechischen Flüchtlingslagern wie Moria gewarnt. Nun ist eingetreten, was viele Expertinnen und Experten lange befürchteten: Das Camp auf der Insel Lesbos ist durch einen Brand größtenteils zerstört worden. Tausende sind über Nacht obdachlos.

Für viele war es lediglich eine Frage der Zeit, bis sich in den griechischen Flüchtlingslagern eine humanitäre Katastrophe ereignet. In der Nacht zum Mittwoch ist nun das Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos durch einen Brand zum großen Teil zerstört worden. Tausende Menschen sind obdachlos. Griechische Behörden gehen von Brandstiftung aus. Derzeit leben über 12.000 Flüchtlinge in dem Camp. Das Lager ist für knapp 3.000 Plätze ausgelegt. Bereits in den vergangenen Monaten gab es Brandanschläge auf Lesbos, unter anderem auf das UNHCR-Aufnahmelager im Norden der Insel aber auch Übergriffe auf Flüchtlinge und Mitarbeitende von Hilfsorganisationen. 

EKD fordert Hilfe von Bundesregierung 

Mit einem gemeinsamen Appell haben Leitende Geistliche der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf den Brand reagiert. „Wir sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern“. Sie setzen sich darin für eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder ein und appellieren, die Angebote von Bundesländern und Kommunen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen, anzunehmen. 

Diakonie nimmt Deutschland in die Pflicht

Deutschlands Diakonie-Präsident Ulrich Lilie kommentierte direkt nach bekannd werdend er Nachricht am Mittwochmorgen: "Das Worst-Case-Szenario ist nun eingetreten, vor dem wir seit Monaten warnen." Die Feuer in Moria seien "ein Fanal der Hoffnungslosigkeit und Wut, weil noch immer keine menschenwürdige Lösung gefunden wurde. Hier tragen wir, Deutschland und die EU, die Verantwortung." Er erwarte von der Bundesregierung, "dass sie nun ihren Ratsvorsitz in der EU ernst nimmt und die sofortige Evakuierung dieser ohnehin sehr geschwächten Menschen von den Inseln organisiert. Wir haben gezeigt, dass wir problemlos 900 Menschen aus Griechenland aufnehmen können, Länder und Städte stehen bereit und können sofortige Abhilfe schaffen. Diese katastrophale Lage duldet keinen Aufschub."

EKD-Ratsvorsitzender reagiert mit Trauer und Entsetzen

"Mit Trauer und Entsetzen" hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, bereits am Mittwochmorgen auf das brennenden Lager Moria reagiert. "Das Ausmaß des Brandes lässt Schlimmes befürchten. Noch ist unklar, ob Menschen zu Tode gekommen sind. Meine Befürchtungen sind groß. Und meine Gebete intensiv. Das Leid, das tausende Menschen dort seit Monaten ertragen, lässt sich kaum in Worte fassen", schreibt er auf Facebook. Seit langer Zeit sei auf die "schlimmen Zustände in dem Lager hingewiesen und Abhilfe gefordert worden". Bedford-Strohm: "Trotzdem durften nur wenige Menschen das Lager verlassen. Die vollständige Überfüllung ist geblieben. Jetzt muss den Menschen sofort und dauerhaft geholfen werden."

Kirchenpräsident warnte bereits im März 

Schon  im März hatte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung auf die verheerenden Zustände hingewiesen. Angesichts der katastrophalen Lage an der griechischen Außengrenze der EU forderte Jung die sofortige Aufnahme von Schutzsuchenden in Deutschland. Jung: „Mit dieser Situation darf Griechenland jetzt nicht alleine gelassen werden.“ 

Die EU muss dringend handeln

Jung sagte damals. „Jetzt muss dringend gehandelt werden“. Die Inseln seien umgehend zu räumen, um der völligen Eskalation zuvorzukommen. Andere EU-Staaten müssten die Flüchtlinge aufnehmen und ihre Asylgründe prüfen, allen voran Familien und unbegleitete Minderjährige. „Das ist leistbar, es geht um eine Anzahl von Menschen, mit der die anderen  EU-Staaten keineswegs überfordert würden. In Deutschland etwa gibt es hinreichend Ressourcen und Kompetenzen dafür“, erklärte Jung.  „Was in diesen Stunden und Tagen verloren zu gehen droht, ist nicht mehr nur die Seele Europas. Es stehen auch die rechtlichen Grundlagen der Europäischen Union insgesamt auf dem Spiel. Das müssen wir in einer gemeinsamen Kraftanstrengung unbedingt verhindern“, so Jung abschließend. Die EU trage eine Mitverantwortung an der für die Flüchtlinge entsetzlichen Lage.

Dank an Landesregierungen in Hessen und Rheinland-Pfalz

Der Kirchenpräsident dankte damals zugleich den Landesregierungen in Hessen und Rheinland-Pfalz für ihre Bereitschaft, zusätzlich Flüchtlinge über eigene Landesprogramme aufzunehmen und bat um eine zügige Ausgestaltung dieser Programme und die Berücksichtigung der Gruppe von Schutzsuchenden, die jetzt dringend aus Griechenland aufgenommen werden müssten.

Hintergrund 

Die Türkei hindert Schutzsuchende nicht mehr daran, sich Richtung Europa auf den Weg zu machen. Das führt zu katastrophalen Zuständen an den EU-Außengrenzen. So eskaliert seit Monaten die Lage auf den griechischen Inseln, wo die Aufnahmelager mit rund 50.000 Menschen hoffnungslos überfüllt sind und Männer, Frauen sowie mehrere tausend Kinder unter menschenwürdigen Bedingungen zu überleben versuchen. 

zum Themen-Special "Flüchtlinge"

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