Katastrophe mit Ansage
Flüchtlingslager in Flammen
NGOBereits früher hat es im Lager Moria gebrannt - hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2016.09.09.2020 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
bbiewMit Stacheldraht und hohen Mauern gesichert - das Lager Moria wirkt wie ein Gefängnis.Erste Mutmaßungen gehen von Brandstiftung aus. Über die Zahl der Opfer gibt es bislang keine genauen Angaben. Derzeit leben dort nach Informationen griechischer Behörden über 12.000 Flüchtlinge. Das Lager ist für knapp 3000 Plätze ausgelegt. Bereits in den vergangenen Monaten gab es aber auch Brandanschläge unter anderem auf das Aufnahmelager des Flüchtlingswerks der vereinten Nationen UNHCR im Norden der Insel Lesbos, Übergriffe auf Flüchtlinge, Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen und auch den Repräsentanten von UNHCR.
Diakonie nimmt Deutschland in die Pflicht
Deutschlands Diakonie-Präsident Ulrich Lilie kommentierte: "Das Worst-Case-Szenario ist nun eingetreten, vor dem wir seit Monaten warnen". Die Feuer in Moria sind seien "ein Fanal der Hoffnungslosigkeit und Wut, weil noch immer keine menschenwürdige Lösung gefunden wurde. Hier tragen wir, Deutschland und die EU, die Verantwortung." Er erwarte von der Bundesregierung, "dass sie nun ihren Ratsvorsitz in der EU ernst nimmt und die sofortige Evakuierung dieser ohnehin sehr geschwächten Menschen von den Inseln organisiert. Wir haben gezeigt, dass wir problemlos 900 Menschen aus Griechenland aufnehmen können, Länder und Städte stehen bereit und können sofortige Abhilfe schaffen. Diese katastrophale Lage duldet keinen Aufschub."
Kirchenpräsident warnte bereits im März
Schon im März hatte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung auf die verheerenden Zustände hingewiesen. Angesichts der katastrophalen Lage an der griechischen Außengrenze der EU forderte Jung die sofortige Aufnahme von Schutzsuchenden in Deutschland. Jung: „Mit dieser Situation darf Griechenland jetzt nicht alleine gelassen werden.“
Jung sagte damals. „Jetzt muss dringend gehandelt werden“. Die Inseln seien umgehend zu räumen, um der völligen Eskalation zuvorzukommen. Andere EU-Staaten müssten die Flüchtlinge aufnehmen und ihre Asylgründe prüfen, allen voran Familien und unbegleitete Minderjährige. „Das ist leistbar, es geht um eine Anzahl von Menschen, mit der die anderen EU-Staaten keineswegs überfordert würden. In Deutschland etwa gibt es hinreichend Ressourcen und Kompetenzen dafür“, erklärte Jung. „Was in diesen Stunden und Tagen verloren zu gehen droht, ist nicht mehr nur die Seele Europas. Es stehen auch die rechtlichen Grundlagen der Europäischen Union insgesamt auf dem Spiel. Das müssen wir in einer gemeinsamen Kraftanstrengung unbedingt verhindern“, so Jung abschließend. Die EU trage eine Mitverantwortung an der für die Flüchtlinge entsetzlichen Lage.
Corona-Infektionen in Moria
„Die Lage schreit zum Himmel. Die Insel Lesbos wird derzeit ihrem Schicksal überlassen.“, sagte Sabine Müller-Langsdorf zu Beginn der der Cororna-Pandemie im März dieses Jahres. In dieser Woche wurde bekannt, dass sich mehrere Lagerbewohner mit Corona infiziert hatten. Die Pfarrerin für Friedensarbeit im Zentrum Ökumene der beiden Landeskirchen Hessen und Nassau sowie Kurhessen-Waldeck, hat die Begegnungsreisen „Europa mit menschlichem Antlitz“ organisiert, die auch Lesbos zum Ziel hatten. Nach erneuter Kontaktaufnahme mit den Organisationen und Menschen, die sie dort kennengelernt hatte, steht für die Pfarrerin fest: „Angesichts der Coronakrise braucht es direkte medizinische Hilfe. Eine Ausbreitung des Virus erfordert für Inseln wie Lesbos Schutzmaßnahmen für die gesamte Bevölkerung.“
PRO ASYL fordert Evakuierung aufs Festland
„Wer Tausende Menschen einer ausweglosen Lage aussetzt, ist mitverantwortlich für eine Eskalation“« sagte Günter Burkhardt, Geschäftsführer von PRO ASYL bereits im September vergangenen Jahres. PRO ASYL forderte die sofortige Evakuierung aufs Festland und die Aufnahme (Relocation) der in Griechenland festsitzenden Schutzsuchenden. „Den Betroffenen wird zum Teil über Jahre hinweg der Zugang zu einem fairen Asylverfahren verweigert“, so Günter Burkhardt.
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