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Flüchtlingspfarrer Peter Oldenbruch in den Ruhestand verabschiedet

Hilke WiegersGruppenbildPfarrer Peter Oldenbruch (Mitte) mit dem Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land, Dr. Klaus-Volker Schütz, der Nieder-Olmer Pfarrerin Julia Freund (die mit ihm die Dialog-Predigt in seinem Verabschiedungsgottesdienst hielt) und zwei Flüchtlingen aus dem Iran.

In Ingelheim ist Pfarrer Peter Oldenbruch in den Ruhestand verabschiedet worden. Insbesondere in der Flüchtlingspolitik hat sich Oldenbruch intensiv engagiert. Bekannt ist er auch als Sprecher von Morgenandachten im Deutschlandfunk.

Die Abschiedspredigt von Pfarrer Peter Oldenbruch war keine Predigt, sie war ein Kunstwerk. Spannend, pointenreich und sprachlich brillant. Jeder der fünf Predigt-Abschnitte bot genug Stoff für mindestens eine abendfüllende Diskussion, zum Beispiel um die Zukunft der Kirche, gelebte Ökumene oder das Kirchenasyl.

Mit dem 65-jährigen Theologen Peter Oldenbruch, das wusste sehr wahrscheinlich jeder der vielen Besucher seiner feierlichen Verabschiedung in der Ingelheimer Versöhnungskirche, geht ein begnadeter Prediger in den Ruhestand. Ein Theologe, der so manche Pfarrerpersönlichkeit geprägt hat, wie beispielsweise die von Prof. Dr. Dr. Helmut Seng, der sein Vikariat bei dem damals als Pfarrer im rheinhessischen Heidesheim arbeitenden Oldenbruch als große Bereicherung für sein Leben und für seinen Blick auf die Welt bezeichnet.

„Tapfer und streitbar – nach innen und nach außen“

Ein Pfarrer, der authentisch war und ist und „das Gegenteil von Heuchelei”, so beschreibt ihn Pfarrer Andreas Lipsch, der Interkulturelle Beauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Leiter des Bereichs Flucht, Interkulturelle Arbeit Migration der Diakonie Hessen und Vorstandsvorsitzender von ProAsyl. Lipsch, der wie Helmut Seng bei Pfarrer Oldenbruch in Heidesheim sein Vikariat absolvierte, bescheinigt dem gebürtigen Saarländer Oldenbruch außerdem, dass dieser­ insbesondere als Flüchtlingspfarrer tapfer und streitbar war ­– nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. „Und dass auch”, so Lipsch, „in dieser dunklen Zeit, in denen die Politik auf Abschottung und Abschiebung setzt”.

Nachdem der Theologe Oldenbruch fast 20 Jahre (bis 2002) in Heidesheim als Pfarrer gearbeitet hatte, im Anschluss eine halbe Pfarrstelle zur theologischen Studienbegleitung an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und eine halbe Stelle als Religionslehrer am Theresianum in Mainz innehatte, übernahm er von 2008 bis 2018 die Pfarrstelle für Flüchtlingsseelsorge und Flüchtlingsarbeit Region Süd der EKHN sowie die Stelle des Seelsorgers für die Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige in Ingelheim.

In dieser Zeit stand Peter Oldenbruch, so Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und Nassauer Land, für eine Flüchtlingspolitik, die sich an Menschenrechten und Humanität orientiert und die sich für den Nachzug von Familienangehörigen für alle international Schutzberechtigten einsetzt. „Sie haben”, so Schütz bei der Verabschiedung des Theologen Oldenbruch in den Ruhestand, „Kirchengemeinden und Dekanate mit Fragen der Migration und dem Leben der Flüchtenden in Kontakt gebracht, Missverständnissen vorgebeugt, Entscheidungswege geklärt und in allem klar gemacht, dass Kirche an dieser Stelle einen aufrechten Gang braucht und wie dieser gegangen werden kann. Schritt für Schritt”.

Projekte im Ruhestand

Dass Peter Oldenbruch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand aber noch lange nicht ans Ausruhen denkt, dass ahnt jeder, der den charismatischen Theologen im Gespräch erlebt. Ein Jahr wird er noch Ökumenische Flüchtlingshilfe gGmbH als Geschäftsführer leiten, außerdem wird man ihn weiter des öfteren im Deutschlandfunk im Rahmen der Morgenandacht hören, dazu unterhält er weiter den online-Predigtdienst „propastoral.de”.

Den Empfang aus Anlass seiner Verabschiedung beschließt der brillante Rhetoriker, dem es scheinbar ganz mühelos gelingt, komplexe Zusammenhänge einfach und verständlich zu formulieren,  mit einer ganz eigenen Pointe, indem er einigen seiner Gäste einen Schokoladenengel verleiht, deren Kirchengemeinden sich mit ihm in der Flüchtlingsarbeit und –seelsorge besonders engagiert haben. Es war bezeichnend für die hohe Würdigung der Arbeit Oldenbruchs, mit wie viel Stolz diese kleine Geste entgegen genommen wurde.

Hilke Wiegers

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