Ausstellung im Rathaus
Fremde. Heimat in Seeheim
bbiew
22.04.2016
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Offiziell eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch, den 27. April um 19.30 Uhr mit Bürgermeister Olaf Kühn. Der Bergsträßer Dekan Arno Kreh wird ein Grußwort sprechen. Nach dem Kreiskrankenhaus Heppenheim werden die Porträts zum zweiten Mal in einem nicht-kirchlichen Gebäude präsentiert.
Insgesamt 17 Plakate zeigen Menschen, die aktuell oder vor vielen Jahren ihre Heimat verlassen haben und in die Fremde gegangen sind, um dort eine neue Heimat zu finden. Das Evangelische Dekanat Bergstraße hat Interviews mit ihnen geführt, in denen sie über ihre Flucht, ihre Vertreibung, ihre Erlebnisse, ihre Hoffnungen, ihre Ängste, ihre Erwartungen und ihre Enttäuschungen berichten.
Flüchtlinge brauchen Unterstützung
Zu Wort kommen Menschen aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Eritrea und Somalia, die aktuell nach Deutschland gekommen sind und jetzt in der Region Bergstraße leben. Etliche hatten bei ihrer Flucht ihr Leben aufs Spiel gesetzt. „In Somalia habe ich als Kellnerin gearbeitet. Männer von den Al-Shabaab-Milizen drohten mir, sie würden mich töten, wenn ich weiter für den Feind arbeite. Diese Männer haben dann nach mir gesucht und sie haben meine Zwillingsschwester ermordet. Ich musste fliehen“, sagt zum Beispiel Idil Mohamud, die sich über den Sudan, Kenia, durch die Sahara bis nach Libyen durchschlug. Von dort unternahm sie eine lebensgefährliche Bootsfahrt nach Italien. Heute lebt sie in einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Bickenbach.
Die Suche nach der neuen Heimat
Zu Wort kommen auch Menschen, die als Fremde schon vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren zu uns gekommen sind – darunter Aster Walter, die 1991 aus Eritrea geflohen ist. „Das erste halbe Jahr war ich in einer Flüchtlingsunterkunft in Grasellenbach untergebracht. Ich konnte kein Deutsch, hatte keine Kontakte und der Winter war bitter kalt. Ich hatte solches Heimweh, dass ich schon bereute, hierher gekommen zu sein.“ Heute lebt sie in Lorsch und hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit Flucht und Fremdheit engagiert sie sich in der ökumenischen Flüchtlingshilfe.
Heimatlos nach dem 2. Weltkrieg
Befragt wurden auch Menschen, die als Deutsche nach dem 2. Weltkrieg in der Region Bergstraße eine neue Heimat gefunden haben. Als Vertriebene gab es für sie keine Sprachprobleme, aber auch keine Willkommenskultur. „Für Flüchtlinge haben wir kein Brot, sagte mir eine Bäckersfrau“, erinnert sich Renate Klause, die ihr ostpreußische Heimat im Winter 1946 verlassen musste und in Heppenheim lebt.
Niemand ist freiwillig auf der Flucht
Kein Mensch – auch das zeigen die Porträts – ist freiwillig auf der Flucht. Wie viele Bomben müssen fallen, wie viele Menschen getötet, wie viele Häuser zerstört werden, dass ein Mensch seine Heimat verlässt, alles aufgibt was er hat und in die Fremde, in ein ihm unbekanntes Land geht? Die Flüchtlingsporträtsporträts geben auf diese Fragen Antworten.
Zur Ausstellung ist eine Begleitbroschüre erschienen, die gegen eine Spende von vier Euro abgegeben wird.
Die "Fremde. Heimat" ist während der Öffnungszeiten des Bürgerbüros zu sehen: Montag und Dienstag 8.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch 8.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag 7.30 bis 19.00 Uhr, Freitag 8.00 bis 12.00 Uhr.
Die Ausstellung kann weiterhin kostenlos ausgeliehen werden. Interessierte wenden sich an die Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Bergstraße, Tel.: 06252/673331; E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@haus-der-kirche.de
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