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Integration

Geflüchtete Menschen in der Altenpflege ausbilden

© A. WagenknechtTaha Falle aus Marokko und Lisani Bizuayehi (unten) aus Äthiopien lassen sich zu Altenpflegehelfern qualifizieren.

Das Projekt „Ausbildung in der Altenpflegehilfe“ – kurz AidA – qualifiziert Migrantinnen und Migranten zu Altenpflegehelfer*innen. Es wird durch das hessische Landesprogramm „Sozialwirtschaft integriert“ gefördert. Die BauHaus-Werkstätten, die EVIM Altenhilfe sowie die Akademie für Pflege- und Sozialberufe Mission Leben führen das intensiv betreute Ausbildungsprogramm seit 2018 erfolgreich durch.

© A. Wagenknecht


Das Besondere an dem Projekt: Es richtet sich an Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, die keine Muttersprachler sind. Wer Azubi bei „AidA“ ist, bekommt im Rahmen der Ausbildung nicht nur extra Deutschunterricht, sondern auch psychosoziale Unterstützung, etwa Hilfe bei der Anerkennung von Schulabschlüssen, bei der Wohnungssuche oder – im Falle eines unklaren Aufenthaltsstatus – beim Besuch von Ämtern.

Darüber hinaus wird der Lernstoff aus der Pflegeakademie in einem zusätzlichen Förderunterricht in den BauHaus-Werkstätten in einfacher Sprache wiederholt und intensiviert. Die praktische Ausbildung findet in bislang neun Altenpflegeeinrichtungen von EVIM statt, auch hier werden die Azubis von extra Praxisanleitern von BauHaus unterstützt.

Eine von den Azubis ist Lisani Bizuayehi. Die 48-Jährige ist Mutter von zwei Kindern im Teenageralter, sie ist seit 2004 in Deutschland und stammt aus Äthiopien. Bis zur Pandemie hat sie in einem Hotel gearbeitet. Über den Tipp einer Freundin ist sie zum „AidA“-Projekt gekommen und sehr froh über die so intensiv betreute Ausbildung, die sie im Katharinenstift in Biebrich absolviert. Die Arbeit mit den alten Menschen macht ihr Freude. Alten- und Pflegeheime kennt sie aus ihrem Heimatland Äthiopien nicht: „Da sind die Familienstrukturen anders. Menschen werden in ihren Familien alt“, sagt Lisani Bizuayehi.

Vor allem die soziale Unterstützung im Rahmen von „AidA“ findet die 48-Jährige wichtig und hilfreich. „Wenn ich etwa mit Ämtern Kontakt habe, bin ich froh, dass mich jemand unterstützt“, sagt sie.

Die Azubis im Projekt kommen aus aller Herren Länder und haben unterschiedliche Hintergründe. Es gibt Frauen nach der Familienphase, junge Männer oder Frauen, die alleine nach Deutschland gekommen sind und hier eine berufliche Perspektive suchen, Männer, die aus ihren Heimatländern vielleicht fliehen mussten, dort einen anderen Beruf hatten und jetzt in Deutschland arbeiten möchten, um ihre Familien im Herkunftsland zu unterstützen.

Taha Falle aus Marokko (26) ist alleine nach Deutschland gekommen und hat erst in einer Bäckerei gearbeitet. Ende März hat er die Ausbildung als Altenpflegehelfer erfolgreich beendet und arbeitet jetzt in dem Beruf. Im Herbst will er sich weiterqualifizieren und die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnen.

In Marokko lebt seine Mutter, zwei Schwestern und ein Bruder. Für junge Menschen sind die Perspektiven in Marokko sehr schlecht, sagt Taha Falle. Es ist schwer für ihn, in Deutschland ohne seine Familie zu sein, die Deutschen findet er im Umgang oft erst mal distanziert. Der lange Winter macht ihm zu schaffen. Doch er ist froh, dass er die Chance bekommen hat, eine Ausbildung zu beginnen: „Für mich war es wichtig, dass wir hier bei AidA alles so ausführlich erklärt bekommen haben. Der Stoff und die vielen Fachausdrücke – das ist schon schwierig.“

Die Unterstützung tut ihm gut. Dass eine Pflegeheim-Bewohnerin ihm auch schon mal rassistisch begegnet ist, nimmt er gelassen und sei auch nicht die Regel, so Taha Falle. Grundsätzlich sei er einfach glücklich, Arbeit zu haben und sein Deutsch werde auch immer besser.

Das Pensum, das die Auszubildenden absolvieren müssen, ist zwar riesig, aber es lohnt sich, sagt Marcus Gromotka, Projektverantwortlicher von den BauHaus-Werkstätten. Die Quote der bestandenen Prüfungen liege bei rund 95 Prozent und sei damit sehr hoch. Als fertige Altenpflegehelfer*innen können sich die Frauen und Männer danach noch zur Pflegefachkraft weiterbilden, was im Schnitt 38 Prozent der Absolvent*innen auch tun, berichtet Gromotka.

„AidA“ wird bis Ende 2025 finanziert, denn die bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv, so Gromotka: „Wir erleben hier hochmotivierte Menschen unterschiedlichen Alters, die sich integrieren wollen. Man merkt, die Menschen sind dankbar für jegliche Unterstützung.“

Hintergrund BauHaus:
Menschen, deren Einstieg in den Beruf oder die Teilhabe am Arbeitsleben erschwert ist, bedürfen besonderer Unterstützung: Niederschwellige berufsvorbereitende Maßnahmen, außerbetriebliche Umschulungen, Beschäftigungen in Eigenbetrieben, lebensweltbezogene und aufsuchende Hilfen sowie Arbeitsvermittlung gehören deswegen seit mehr als 30 Jahren zu der Arbeit der BauHaus-Werkstätten. Das Evangelische Dekanat Wiesbaden ist seit der Gründung von BauHaus einer von vier Gesellschaftern, neben dem Jugendhilfezentrum Johannesstift, dem Nachbarschaftshaus und dem Verein HUjA (Hilfe und Unterstützung für junge Arbeitslose). Mehr Infos auch zum Projekt „AidA“: www.bauhauswerkstaetten.de

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