#menschenwürdeschützen
Globaler Virus erfordert grenzüberschreitende Solidarität
FIAM/Diakonie Hessen23.04.2020 bj Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
FIAM/Diakonie HessenRisikogruppen müssen vor dem Coronavirus besonders geschützt werden – dies ist mittlerweile Konsens in Deutschland. „Eine schutzbedürftige Gruppe sind auch die Geflüchteten, die in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften auf engstem Raum zusammenleben müssen“, mahnt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. „Vor allem die Flüchtlinge, die auf den griechischen Inseln zu Tausenden in überfüllten Zelten leben, ohne ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung und Hygiene, sind dem neuartigen Virus schutzlos ausgeliefert. Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden.“
Die Diakonie Hessen erinnert nun in einer speziellen Kampagne an Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Carsten Tag: „Das ist immer noch eine der großartigsten Übersetzungen der biblischen Idee der Gottebenbildlichkeit jedes einzelnen Menschen, aller Menschen, unabhängig von Herkunft, Zugehörigkeit oder Religion.“ Unter dem Hashtag #menschenwürdeschützen. Flüchtlinge aufnehmen – jetzt! macht der Wohlfahrtsverband mit verschiedenen Aktionen auf die Situation der Geflüchteten in Deutschland und Griechenland aufmerksam.
Wir alle müssen die #menschenwürdeschützen
„Die Menschenwürde zu achten und zu schützen ist unser aller Verpflichtung“, sagt Carsten Tag weiter. „Dieses Recht gilt in Hessen und Rheinland-Pfalz, es gilt in ganz Deutschland und auch an den gemeinsamen Außengrenzen der EU. Angesichts eines globalen Virus muss auch unsere Solidarität Grenzen überschreiten.“ Die Situation in den griechischen Elendslagern sei katastrophal und gliche gerade in Zeiten von Corona einer tickenden Zeitbombe. „Die Menschen müssen umgehend evakuiert werden und im nächsten Schritt auf andere europäische Länder verteilt werden“, fordert Carsten Tag. Dabei könne und solle Deutschland mehr leisten. Hier gebe es sowohl die Ressourcen als auch die Kompetenzen dafür.
Flüchtlinge aufnehmen – jetzt!
„An vielen Orten stehen Unterkünfte zur Verfügung oder können reaktiviert werden. Bundesweit haben mehr als 140 Städte wiederholt ihre Bereitschaft signalisiert, zusammen mehrere Tausend Flüchtlinge aufzunehmen, darunter auch viele Kommunen aus Hessen und Rheinland-Pfalz“, ergänzt Andreas Lipsch, Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit und Migration der Diakonie Hessen. Lipsch fordert die Länder auf, Druck auf die Bundesregierung auszuüben, damit eine große Zahl von Schutzsuchenden zeitnah aufgenommen wird. Darüber hinaus sollten großzügige Landesaufnahmeprogramme auf den Weg gebracht werden, über die vor allem besonders schutzbedürftige Menschen aus Flüchtlingslagern und aus Seenot Gerettete aufgenommen werden. „Ergreifen Sie die Initiative und ermöglichen Sie, dass Menschen aus griechischen Flüchtlingslagern, die familiäre Beziehungen in unsere Bundesländer haben, kurzfristig und unbürokratisch aufgenommen werden“, appelliert schließlich Vorstand Carsten Tag an die Landesregierungen in Hessen und Rheinland-Pfalz.
Alle müssen gleichbehandelt werden
Mit Blick auf die Situation von Flüchtlingen in den Aufnahmeeinrichtungen von Ländern und Kommunen erinnert Andreas Lipsch an die in der vergangenen Woche vom Bundesarbeitsministerium erlassenen Corona-Arbeitsschutzstandards, in denen für Sammelunterkünfte eine Einzelbelegung, Räume zur frühzeitigen Isolierung infizierter Personen und besondere Hygienemaßnahmen vorgesehen sind. Andreas Lipsch: „Was für Menschen gilt, die in solchen Unterkünften vorübergehend zwecks Arbeit untergebracht sind, sollte erst recht für die Geflüchteten gelten, die gezwungen sind, in Sammelunterkünften über lange Zeit und rund um die Uhr zu leben. Auch für sie gilt #menschenwürdeschützen.
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