Menümobile menu

Andacht

Hass im Herzen. Kann Liebe einkehren?

Nicole KohlheppHelwig Wegner-NordHelwig Wegner-Nord

Die Attentate der letzten Wochen und Monate zeigen: „Menschen können grausame Blutbäder anrichten“, so Pfarrer Helwig Wegner-Nord in seiner Rundfunk-Andacht. Dem Hass, der offensichtlich in ihren Herzen sitze, geben die Attentäter ungebremst Platz. Aber Wegner ist sich sicher, dass sich das menschliche Herz auch nach Liebe und Wärme sehne.

Der Freitagmorgen war für viele von der Nachricht des Anschlags in Nizza überschattet, bei dem mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen sind, darunter drei Deutsche. Ein LKW war von einem 31-jährigen Mann gezielt in die Menschenmenge gesteuert worden, die an der Uferpromenade das traditionelle Feuerwerk zum Französischen Nationalfeiertag angeschaut hatte. Seine Gedanken dazu hat Pfarrer Helwig Wegner-Nord im Hessischen Rundfunk auf hr1 mit den Hörerinnen und Hörern am Samstag, 16. Juli 2016, geteilt:

Wie oft waren wir jetzt während der Fußball-EM, wenigstens durchs Fernsehen, zu Gast in französischen Städten.  Im Stadion von Nizza wurde das legendäre Achtelfinalspiel ausgetragen, in dem Island gegen England gesiegt hat. Auch vorher schon haben viele die Hafenstadt an der französischen Côte d’Azur kennengelernt. Nizza ist nur eineinhalb Flugstunden von uns entfernt. Und wer mal dort gewesen ist, kennt die Hafenpromenade, auf der jetzt so viele Menschen getötet worden sind.

Wie viele solcher Nachrichten verkraften wir eigentlich? Wenn immer wieder von Anschlägen und Terror berichtet wird, von den vielen Toten und Verwundeten, stumpfen wir dann ab? Oder macht sich bei mir Hass breit? Vielleicht wächst in uns einfach auch schlicht die Angst. 

Was ich von anderen Menschen erwarte und in ihnen sehe, verändert sich jedenfalls, verliert den Rest an naiver Gutgläubigkeit. Der Mensch ist fähig, Gutes zu tun. Dafür gibt es viele bewegende Beispiele. Aber Menschen sind auch in der Lage zu furchtbaren Taten. Sie können grausame Blutbäder anrichten, Menschen, auch Kinder, töten und so dem Hass, der offensichtlich in ihren Herzen sitzt, ungebremst Platz geben.

Eine uralte Erfahrung der Menschheit heißt, dass „das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend auf“. Mit diesen Worten steht es in der Bibel. Und was am späten Donnerstagabend in Nizza geschehen ist, scheint diese Sicht zu bestätigen.

Aber: Ist das die ganze Wahrheit? Das ‚menschliche Herz‘ sehnt sich doch auch nach Liebe und Wärme, nach Trost und Frieden!

Es ist wohl kein Zufall, dass dieser furchtbare Massenmord Frankreich gerade am 14. Juli erschüttert, in dem Moment also, in dem das Land Gleichheit und Brüderlichkeit feiert. Gleichheit und Brüderlichkeit – es gibt sie noch lange nicht überall. Und in jeder Gesellschaft gibt es Menschen, die fühlen, dass sie eben nicht wie Geschwister dazu gehören. Daraus kann Hass entstehen. Aber dieser Hass darf und muss nicht das letzte Wort sein. Wir müssen ihn überwinden – mit aller Anstrengung und mit Gottes Hilfe.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top