Situation im Corona-Lockdown
Klinikseelsorger im Gespräch
privatKlinikseelsorger Constanze Schellenberg und Jan Frey26.11.2020 nh Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Jan Frey betreut die Patienten im Krankenhaus Bad Soden und in der Psychiatrischen Klinik St. Valentinus, Constanze Schellenberg im Hofheimer Krankenhaus. Beide sind zusätzlich im Gemeinde-Pfarrdienst tätig.
Wie erleben Sie die Situation der Patienten im zweiten Lockdown?
„Für die Patienten ist es schon einsam. Solange noch Therapien stattfinden können, geht es ja noch. Da haben sie Ablenkung“, erzählt Constanze Schellenberg. „Ich werde nicht häufiger gerufen als sonst. Aber die Menschen sind dankbar. Sie freuen sich, wenn jemand zum Reden vorbei kommt. Das ist dann auch nicht immer das tiefgründige, geistliche Gespräch. Sondern sie erzählen zum Beispiel ihre Krankengeschichte.“
„Den Menschen, die seit Wochen in der Klinik sind, fehlen die Körperkontakte, Umarmungen. Daher sind nicht-körperliche Berührungen wie Gespräche sehr wichtig“, so Jan Frey. „Sie sind dankbar, dass wir da sind und einfach Zeit mitbringen.“
„Davon haben wir mehr als das Pflegepersonal. Die angespannte Situation in den Kliniken ist besonders für sie sehr belastend und sie sind froh, wenn wir da sind und Zeit haben“, ergänzt Schellenberg.
„Wir Seelsorger nehmen die Geschwindigkeit mitten in diesem hektischen Klinikalltag raus.“, so Frey. „Wir sind »Zeithaber«. In unserem Beruf als Pfarrer auch. Für wichtige Dinge, die sonst nicht zur Sprache kommen. Das ist sehr verdichtet im Krankenhaus. Weil man als Patient dort viel Zeit hat, nachzudenken und sich Sorgen zu machen. Gleichzeitig sind wir als Seelsorger aber nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Klinikpersonal und seine Sorgen da.“
Die Klinikseelsorger werden meist vom Pflegepersonal oder vom Sozialdienst angefragt, um nach Patienten zu schauen. Oftmals klopfen sie aber auch so an die Türen der Krankenzimmer an – soweit das in der derzeitigen Situation möglich ist. „Covid-19 macht alles schwieriger und umständlicher“, so Schellenberg. „Inzwischen tragen wir neben Masken auch Kittel und dürfen zwar auf die Intensivstation, aber nicht zu den Covid-Patienten“, erklärt Frey. Dabei geht es auch um den Schutz ihrer eigenen Gesundheit.
Was macht den Patienten Hoffnung?
„Hoffnung gibt den Patientinnen und Patienten, möglichst bald wieder aus dem Krankenhaus raus zu kommen“, so Schellenberg. „Und dass sie über Internet und Telefon mit ihren Angehörigen im Kontakt bleiben können“, ergänzt Frey. „Und unsere Besuche. Wir reden über Gott und die Welt. Dann sprechen sie oft sehr persönliche Dinge an. Oder wir beten zusammen – auch überkonfessionell. Da machen wir keine Unterschiede. Für Angehörige ist es auch ganz wichtig, dass wir für sie da sind. Dass wir ihnen zum Beispiel im Sterbefall beistehen.“
Wie wird es an Weihnachten für sie sein?
Dass es für diejenigen, die über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen, ohne den Besuch ihrer Familien sehr hart werden würde und sie als Klinikseelsorger dann umso mehr gefordert sein werden, darüber sind sich die beiden einig. „Vielleicht wird es für das seelische Wohl ja doch möglich sein, Besuch zu bekommen“, hofft Schellenberg.
Auch in der Vorweihnachtszeit werden die beiden gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen für die Patientinnen und Patienten mit Gesprächsangeboten da sein. Auch wenn eine Adventsfeier dieses Jahr nicht möglich ist, und auch Gottesdienste in den Kliniken derzeit nicht machbar, werden sie wieder einen Weihnachtsbrief mit ihren Kontaktdaten verteilen. An beiden Kliniken in Hofheim und Bad Soden soll außerdem im Advent ein Posaunenchor im Außengelände spielen – in Bad Soden ist das schon seit Jahren Tradition.
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