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Reformation und die Frauen

Liebe, Besonnenheit und Kraft schenken

Dr. Angela RascherUlrike ScherfAnerkennung und offenes Ohr: Ulrike Scherf, die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, im Gespräch mit evangelischen Frauen nach dem Gottesdienst

Im Reformationsgottesdienst der Evangelischen Frauen zeigte die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf ihre Wertschätzung: „Viele, viele Frauen geben weiter, was sie selbst im Leben trägt, sie werden zu Zeuginnen des Evangeliums.“ Sie fand aber auch kämpferische Worte.

Das klingt selbstverständlich: Frauen können in der EKHN Pfarrerinnen werden. Doch noch immer werden Frauen nicht in allen reformatorischen Kirchen ordiniert. Und in Lettland wurde die Frauenordination im letzten Jahr sogar wieder rückgängig gemacht. „Hier müssen wir uns für Veränderungen einsetzen und reden, nicht schweigen!“ Dazu motivierte Pfarrerin Ulrike Scherf, die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN. Anlass war der Reformationsgottesdienst der Evangelischen Frauen am 29. Oktober 2017 in Limburg-Staffel. In diesem Jahr feiern evangelische Christinnen und Christen nicht nur das 500. Reformationsjubiläum, sondern auch das 110-jährige Bestehen des Landesverbandes „Evangelische Frauen in Hessen und Nassau“. Auch die Frauenhilfe in Staffel begeht in diesem Jahr ihr 110-jähriges Jubiläum.

Weitergeben, was im Leben trägt

Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin richtete sich in ihrer Predigt wertschätzend an alle weiblichen Haupt- und Ehrenamtlichen. Von manchen höre Ulrike Scherf, dass sie ihre Arbeit für die Kirche als selbstverständlich erachteten. Hier hob sie hervor: „Es ist von Bedeutung, bemerkenswert! Jeder noch so scheinbar kleine Dienst ist wichtig. Und ohne die Summe der vielen Dienste ist unsere Kirche nicht denkbar.“ Sie zeigte ihre Anerkennung dafür, dass viele Frauen das weitergäben, „was sie selbst im Leben trägt.“ Dabei griff die leitende Pfarrerin den Leitvers des Landesverbandes aus dem 2. Timotheusbrief auf: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7) Dabei erläuterte sie, dass der Dreiklang von Kraft, Liebe und Besonnenheit den Geist Gottes ausmache.

Kraft: Ausdruck zahlreicher Initiativen der evangelischen Frauen

Das Sinnbild der Kraft veranschaulichte die Stellvertretende Kirchenpräsidentin mit dem Engagement der Evangelischen Frauen. Sie denke an die Frauen, die seit über hundert Jahren als Frauenhilfe organisiert, ihren Glauben lebten. Als Beispiele nannte Ulrike Scherf den „Weltgebetstag der Frauen, Hilfe für Familien in Not, Weihnachtsbasare, unzählige Kuchenbüffets, um Geselligkeit und Gemeinschaft zu stärken, ein gutes Wort, ein Trost, Zusammenhalt untereinander und Einsatz für andere – ohne Sie, liebe Frauen der Frauenhilfe, in all den Jahrzehnten nicht denkbar.“

Liebe: Aufmerksamkeit und Unterstützung als Geschenk

Um die Liebe als zentrales Merkmal zu verdeutlichen, stellte Ulrike Scherf das Engagement der Reformatorin Katharina Zell vor. Sie lebte mit ihrem Mann, dem reformatorischen Pfarrer Matthäus Zell, in Straßburg. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin beschrieb: „Katharina Zell nahm Arme und Flüchtlinge im Pfarrhaus auf und baut nach der Aufgabe der Klöster eine neue soziale Versorgung in Straßburg auf. Sie organisiert die Aufnahme von 3000 Bauernkriegsflüchtlingen.“ Die urchristliche Gemeinschaft, die von Liebe, Offenheit und Toleranz geprägt gewesen sei, sei das Leitbild des Paares gewesen.

Besonnenheit: Überlegtes Handeln, das langfristig Wirkung zeigt

Mit einer weiteren Reformatorin, mit Barbara von Wertheim, beschrieb Ulrike Scherf besonnenes Handeln: „Sie hat die Reformation in ihrer Grafschaft und der Herrschaft Breuberg im Süden der EKHN eingeführt – und zwar besonnen, gewaltfrei, mit langem Atem und nachhaltig. Ihre Gründung des Höchster Klosterfonds unterstützt die Evangelischen Gemeinden vor Ort bis heute.“ Abschließen gab die Stellvertretende Kirchenpräsidentin den evangelischen Frauen auf den Weg: „Gott wird Euch Mut schenken, zu reden und nicht zu schweigen, mit Kraft, Liebe und Besonnenheit Euren Glauben zu leben und Zeugnis von Eurer Hoffnung zu geben.“

Anekdote aus der Predigt: Katharina Zell ergreift als Frau das Wort
Katharina Zell ergreift bei der Beerdigung ihres Mannes, des Reformators Matthäus Zell, 1548 das Wort und hält eine Grabrede. Sie argumentierte theologisch, warum sie – als Frau – auch öffentlich reden dürfe: „Paulus sagt: Die Weiber sollen schweigen. Antworte ich: Weißt aber nicht auch, dass er sagt Galater 3: In Christus ist weder Mann noch Weib; und dass Gott im Propheten Joel sagt im 2. Kapitel: Ich werde ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch und eure Söhne und Töchter werden weissagen.“

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