Debatte
Militärbischof Rink für kritischen Umgang mit Kriegsdenkmälern
wikimedia, Waldemar L. CC BY-SA 3.0Kriegsdenkmal außerhalb: Das Denkmal für die Kriegsteilnehmer von 1870/71 steht direkt vor der Evangelischen Pfarrkirche Groß-Bieberau. Die vordere Tafel trägt die Inschrift: "Den Gefallenen zum Gedächtnis. Den Lebenden zur Anerkennung. Den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung."16.11.2018 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/TöpelmannDr. Sigurd Rink, Evangelischer Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland seit 2014. Von 2002 – 2014 Propst für Süd-Nassau in der EKHN.Foto: Waldemar L, Das Germania Denkmal., CC BY-SA 3.0
Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink hat sich anlässlich des Volkstrauertags am Sonntag für einen kritischen Umgang mit Kriegsdenkmälern in Kirchen ausgesprochen. Kriegsdenkmäler seien Bestandteil der Erinnerungskultur des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Einerseits erinnerten sie an die Gefallenen und Kriegsopfer, andererseits seien einzelne Denkmäler auch Ausdruck eines heute befremdlich wirkenden Heldenkults. „Mir ist diese Ambivalenz bewusst”, sagte Rink am Donnerstag dem Evangelischen
Pressedienst (epd). Gleichzeitig müsse man sagen, dass die Kriegsdenkmäler auch heute noch Anlass seien, sich am Volkstrauertag oder am Totensonntag mit diesen Fragestellungen auseinanderzusetzen.
Friedenspfarrer Besier: Keine Kriegsdenkmäler in Kirchen
Der pfälzische Friedenspfarrer Detlev Besier aus Speyer hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, Kriegsdenkmäler in Kirchen zu beseitigen. Problematisch sei vor allem, dass auf solchen Denkmälern oft nicht der zivilen Opfer von Kriegen gedacht werde. Er plädierte dafür, solche Denkmäler etwa bei Renovierungen von Kirchen zu entfernen, auch wenn das vor Ort auf Widerstände stoße. Es müsse heute andere Formen des Gedenkens geben. Dabei müsse das langfristige Ziel deutlich werden, sich vom Militär zu verabschieden.
Die Kriegsdenkmäler zu beseitigen, hält Rink hingegen für verkehrt. In einigen Kirchengemeinden seien Kriegsdenkmäler noch Bezugspunkte für die Generation der Großeltern. „Manche Familien sind davon bis heute unmittelbar betroffen und haben auf diese Weise getrauert”, sagte Rink. „Generalisierend für eine Abschaffung zu plädieren, halte ich für falsch und für eine Flucht aus der eigenen Geschichte.” Vielmehr sollte jede Kirchengemeinde sich Gedanken darüber machen, welche adäquaten Formen der Erinnerungskultur sie finde.
Am Volkstrauertag wird jedes Jahr zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag an gefallene Soldaten und Kriegsopfer erinnert. Im Bundestag findet dazu eine Gedenkstunde mit dem Bundespräsidenten statt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge richtet die zentrale Gedenkstunde aus. Dieses Jahr fällt der Gedenktag auf den 18. November. Der Volkstrauertag gehört in Deutschland zu den sogenannten stillen Feiertagen.
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