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Montabaur und Selters

Offener Treff gibt Geflüchteten neue Perspektiven

bonEinige Mitglieder des Offenen Treffs.

Das Diakonische Werk und die Katholische Familienbildungsstätte im Westerwaldkreis organisieren regelmäßige Treffen für Geflüchtete in Montabaur und Selters. Gespräche, Austausch und kreative Angebote stehen im Mittelpunkt.

Die junge Ukrainerin verpackt kleine Geschenke, während sie lächelnd mit den anderen Geflüchteten plaudert: über Alltägliches; die Kinder; den Selterser Adventsmarkt, auf dem die Geschenke verkauft werden sollen. Hauptsache nicht über den Krieg, der in ihrer Heimat tobt. Die junge Frau heißt Victoria und ist aus der umkämpften Stadt Charkiw nach Deutschland geflohen. Im Westerwald trifft sie sich zwei Mal in der Woche mit anderen Frauen, Familien und Kindern beim Offenen Treff für geflüchtete Familien im Westerwaldkreis. Vor einem Vierteljahr haben die Katholische Familienbildungsstätte und das Diakonische Werk Westerwald dieses Treffen ins Leben gerufen.

Austauschen und trösten

Inzwischen ist es ein fester Termin für viele der Geflüchteten: Sie treffen sich regelmäßig entweder in Montabaur oder Selters, basteln gemeinsam mit ihren Kindern Laternen, backen Waffeln, tauschen sich aus; lachen; trösten sich manchmal. Yvonne Best und Lenora Teperschmidt arbeiten als Honorarkräfte für die Katholische Bildungsstätte und betreuen die Treffen in Selters gemeinsam mit der Mitarbeiterin des Diakonischen Werks Westerwald, Swetlana Glück. Bei der Planung beweisen sie Kreativität: „Als es losging, haben wir uns überlegt, was wir mit unseren Teilnehmenden unternehmen wollen. Ein paar ungewöhnliche Ideen hatten wir auch“, sagt Yvonne Best. „Einmal hat zum Beispiel eine Yoga-Lehrerin Übungen mit uns gemacht.“ Besonders gerne erinnern sie sich an den Makeup-Tag. „Der ganze Tisch lag voll Schminkzeug“, erzählt sie. „Das Besondere war, dass eine unserer Besucherinnen den Tag geleitet hat: eine Ukrainerin, die als Maskenbildnerin in der Filmbranche arbeitet und natürlich viele tolle Tipps auf Lager hat.“

Das Gefühl, gebraucht zu werden

Auch für Victoria aus Charkiw war der Schmink-Tag ein ganz besonderer. Für sie sind aber alle Treffen wichtig: „Die Gruppe gibt mir das Gefühl, dass ich gebraucht werde; dass sich jemand für mich interessiert. Hier ist immer jemand, der auf uns wartet. Und es ist schön, einen Termin zu haben, auf den ich mich freuen kann“, sagt sie und spricht damit den anderen Teilnehmenden wohl aus der Seele. Inzwischen kennen und schätzen sich die Gäste des Treffs, tauschen sich aus und sind froh, in einem fremden Land Menschen zu haben, die sie verstehen.

Auf andere Gedanken bringen

Nur über den Krieg in der Ukraine sprechen sie nicht allzu oft. Vor allen Dingen, um die Kinder mal auf andere Gedanken zu bringen. „Aber manchmal lässt sich das nicht vermeiden“, sagt Yvonne Best. „Am 10. Okober wurde die Ukraine besonders heftig bombardiert. Da war die Stimmung schon sehr bedrückt“, erinnert sie sich. Sonst ist die Stimmung im Offenen Treff eine andere: eine fröhliche, in der sich die Kinder wohlfühlen. Und nebenbei etwas lernen: Yvonne Best spricht ausschließlich deutsch mit den Teilnehmenden. „Das ist eine tolle Ergänzung zu den Sprachkursen, die die Geflüchteten besuchen“, erklärt Swetlana Glück. Einen Wunsch haben die Teilnehmenden des Offenen Treffs aber: Sie wünschen sich mehr Deutsche, die dazukommen. Damit der Austausch noch lebendiger wird und die Geflüchteten sich immer mehr zuhause fühlen. (bon)

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