Ukraine
Professionelle Unterstützung für Geflüchtete
Facebook/Jörg NiesnerPfarrer Jörg Niesner (rechts) betreut in seiner Laubacher Gemeinde auch junge Geflüchtete aus der Ukraine05.04.2022 epd/red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Privatpersonen, die Wohnraum zur Verfügung stellen, sollten sich gut überlegen, was leistbar ist“, erklärt Alexander Böhler. „Denn jede und jeder Geflüchtete bringt sein eigenes Schicksal mit, und niemand weiß, wie lange diese Menschen bleiben werden“, so Böhler. Am sinnvollsten sei es, ihnen eine langfristige Wohnung zur Verfügung zu stellen, die von der eigenen räumlich getrennt ist. Dadurch seien die Geflüchteten unabhängig und hätten Privatsphäre.
Wohnraum bleibt Herausforderung
„Wenn man einen dauerhaften Wohnsitz zur Verfügung stellt, muss ein ordentlicher Mietvertrag mit den Geflüchteten abgeschlossen und dieser beim Sozialamt vorgelegt werden“, sagt Böhler. Falls das nicht möglich sei und nur ein vorübergehender Wohnraum angeboten werden kann, müssten sie trotzdem beim Sozialamt gemeldet werden. So werden diese Menschen ordentlich registriert. Das Sozialamt kümmere sich dann im Rahmen der Möglichkeiten um dauerhaften Wohnraum. Oft heißt das aber angesichts der angespannten Wohnungslage derzeit: Unterbringung in einer Notunterkunft.
Von Alleingängen wird abgeraten
Auf eigene Faust zu handeln, sei auf keinen Fall ratsam, sagt Böhler. Die Erfahrung von 2015 zeigt, dass solche Alleingänge die Ehrenamtlichen schnell überfordern. Im Diakonischen Werk gebe es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um Geflüchtete kümmern – auch, wenn diese Menschen traumatisiert sind. Außerdem beraten Diakonie und Caritas Ehrenamtliche im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten zu Fragen der Flüchtlingsarbeit. Darunter seien Fortbildungen und die Möglichkeit zu Einzelgesprächen. Gleichzeitig gilt: Bei allen Beratenden werden derzeit aber die Kapazitäten zunehmend knapp.
Sprachbarriere mit elekronischem Kniff überwinden
Es gibt natürlich auch eine sprachliche Barriere. Viele der Jüngeren könnten Englisch, sagt Laubachs Pfarrer Niesner, der Geflüchtete begleitet. Außerdem haben sich vielerorts tatsächlich Dolmetscherinnen für Ukrainisch und notfalls auch für Russisch gefunden, das viele Menschen in der Ukraine sprechen. Aber es gibt für den Fall der Fälle auch digitale Hilfe: „Der Google-Translator hat sich als sehr hilfreich erwiesen.“
Bedarf an Seelsorge ist groß
Aber all diese Krücken hätten doch ihre Grenzen, vor allem was seelsorgerliche Gespräche angehe. Und für Seelsorge gebe es durchaus Bedarf, sagt Niesner. Die Flucht an sich stellt ja schon eine seelische Belastung dar. Das, was auf den Handys der Menschen an Nachrichten aus der Heimat aufploppe, komme noch obendrauf. Bilder von Leichenbergen oder zerstörten Häusern und Wohnungen zehrten an der Seele. Auch für die Helferinnen und Helfer sei es nicht leicht, damit umzugehen. Niesner will deshalb ein Seminar für sie anbieten, damit sie lernen, mit den Belastungen, die die Hilfe mit sich bringt, umzugehen.
Kontakte ermöglichen
Zudem geht es darum, die Flüchtlinge mit den Alteingesessenen in Kontakt zu bringen. Ein Begegnungscafé in Laubach soll beispielsweise dabei helfen, außerdem haben Geflohene, Helferinnen und Helfer sowie andere Menschen einen ökumenischen Gottesdienst in der Laubacher Stadtkirche gefeiert. Dabei hingen gefaltete Friedenstauben von der Decke des Gotteshauses. Zuletzt hat die evangelische Kirche auch Material für Gottesdienste erarbeitet, wie orthodoxe Menschen dort sensibel einbezogen werden können. Besonders für Osterfeiern gibt es Tipps.
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