Gesundheit
Soziologe Gronemeyer: „Es gibt keine guten Antworten auf Demenz“
wildpixel/istockphoto.comMenschen mit Demenz sind für Familie und Ehrenamtliche keine einfache Aufgabe.18.02.2015 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In Deutschland leiden rund 1,2 Millionen Menschen an einer Demenz. „In unserer Gesellschaft stelle sich immer gleich die Frage nach Lösungen“, kritisierte der Gießener Theologe und Soziologe Reimer Gronemeyer. „Wir sind besessen vom Zwang der Positivität. Aber für Demenz haben wir keine guten Antworten.“ Er erlebe in Gesprächen mit Angehörigen, dass sie das auch wissen. Ein solches Eingeständnis könne tröstend wirken, erklärte Gronemeyer.
Gronemeyer warnt davor, bei der Betreuung der Menschen mit Demenz „gleich in den Kategorien der Versorgung zu denken“. Früher habe „tüdelig werden“ zum Alter dazu gehört. „Wir machen daraus ein Phänomen, das in den Gesundheitsapparat gehört.“ Durch bessere Diagnostizierbarkeit werde sich die Zahl der Menschen mit Demenz weiter erhöhen. Der Einsatz von Pflegerobotern oder gepolsterten Hüftprotektoren zur Vermeidung von Knochenbrüchen blähe den Gesundheitsapparat weiter auf. Eigene Demenzstationen in Krankenhäusern oder ganze Demenzdörfer wie das niederländische De Hogeweyk seien „Ausdruck einer vom Sicherheitswahn besessenen Gesellschaft“.
Gronemeyer plädierte dafür, sich auf die Menschen einzulassen. Er hoffe auf eine „Wiedererwärmung der Gesellschaft“ mit Nachbarschaftlichkeit, Ehrenamt und Selbsthilfe. Es müsse Versuche geben, „ein Stück weit aus der Dienstleistungsgesellschaft auszusteigen“, um eine „neue Gemeinschaftlichkeit zwischen Alt und Jung“ zu probieren. Potenzial gebe es bei den jüngeren Alten. Die „Sandwich-Generation“, die zugleich ihre Kinder und die alt werdenden Eltern betreut, sei jedoch stark belastet.
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