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Integrationspartnerschaft für Lorscher Flüchtlinge

Von Fußballfans und Tischgebeten

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„Helene, jetzt rede doch Deutsch mit mir“! Diesen Satz musste sich jüngst eine der ehrenamtlichen Integrationspartnerinnen anhören. Er kam aus dem Mund eines eritreischen Flüchtlings.

Öku.FlüchtlingshilfeTreffen der Lorscher Integrationshelfer/innenTreffen der Lorscher Integrationshelfer/innen

             Von Dirk Römer

Die beiden, in ihrem Auto fahrend, sprachen englisch miteinander. Aber er, inzwischen in einer längerfristigen Bildungsmaßnahme in Worms aufgenommen, wollte mit seinem Zwischenruf deutlich machen, dass er Englisch als internationale Verkehrssprache nicht mehr bedürfe.

Partner der Flüchtlinge

Diese Geschichte hörten die 14 Frauen und Männer, die sich  im Martin Luther-Haus der evangelischen Kirchengemeinde Lorsch trafen, mit zustimmendem Erstaunen. Sibylle Römer hatte zu einem zweiten Treffen der Lorscher Integrationshelfer eingeladen, das sie im Rahmen der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Lorsch als Projekt „Begegnung“ verantwortet. Ein erstes Zusammenkommen fand im Oktober statt. Nach ihren Angaben haben gegenwärtig 27 Lorscher einen persönlichen Integrationspartner unter den rund 100 Flüchtlingen aus Ostafrika, Afghanistan und Syrien, die zurzeit in Lorsch leben.

Römer hatte zu Beginn des Abends die Anwesenden gebeten einen Gegenstand, der vor Jahren aus Afrika mitgebracht wurde, aus der Mitte des Stuhlkreises herauszunehmen, um ihren nicht anwesenden Partner dadurch vorzustellen. Neben Chili und einem südafrikanischen Salzfässchen, gab es Püppchen aus Lesotho, eine geschnitzte Frau aus Zaire, ein internationales Liederbuch mit dem Zulu-Song „Masithi Amen“, ein tansanisches Fingerklavier und eine Zupfgeige aus Botswana. Nicht zu vergessen das geschmiedete eritreisch-orthodoxe Kreuz.

Offene Fragen

Intensiv war der Austausch über die Erfahrungen mit dem Partner, sowohl was die eigene Person betraf, wie auch über den kulturell und sprachlich Fremden. Was können wir gemeinsam essen? Gibt es Fastenregeln, die mir unbekannt sind? Ich bete normaler Weise nicht, bevor wir essen, aber in Afrika scheint man dies zu tun. Das verwirrt mich. Was mache ich, wenn der Gast mir ständig den Vortritt lassen will? Können wir Ausflüge über die Landesgrenzen hinweg machen? Ist der Partner versichert, wenn er vorübergehend Lorsch verlässt? Die Möglichkeit, in Heppenheim einen orthodoxen Gottesdienst mitzufeiern, wurde als Angebot nicht nur für orthodoxe Eritreer, sondern auch für die Deutschen angesehen.

Der besondere Kick

Den Vogel seiner spontanen Aktivitäten schoss einer der Helfer ab, der seinem äthiopischen Fußballfan den Zugang zu einem Spiel ins Sinsheimer Stadion von 1899 Hoffenheim ermöglichte. Doch Fragen nach einem Praktikums- oder einem Ausbildungsplatz, etwa für eine junge Frau, die im Kindergarten arbeiten möchte, zeigten, dass neben Sport, Frömmigkeit und Essenskultur die Existenzsicherung mittelfristig Vorrang hat. Alle Lorscher Integrationspartner, so zumindest das Ergebnis des anregenden Abends im Helferkreis, sind hoch motiviert.

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