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Flüchtlinge

Willkommenskultur für Flüchtlinge soll weiterentwickelt werden

Jonas SchrammAndreas LipschPfarrer Andreas Lipsch ist Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration (FIAM) der Diakonie Hessen und Interkultureller Beauftragter der EKHN

Evangelische Kirchenmitglieder engagieren sich nach wie vor ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit. Doch was unterstützt oder behindert ihre Arbeit? Im Vorfeld der Flüchtlingskonferenz macht der Interkulturelle Beauftragte der EKHN, Andreas Lipsch, auf kritische Punkte aufmerksam.

Wie steht es um die Willkommenskultur für Flüchtlinge? „Die allgemeine Stimmung hat sich deutlich verändert. Auf der anderen Seite sind aber die Ehrenamtlichen nach wie vor sehr aktiv,“ so Andreas Lipsch, Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit, Migration (FIAM) der Diakonie Hessen. Um das Engagement der Ehrenamtlichen sichtbar zu machen und Unterstützungsbedarf in den Fokus zu nehmen, laden Kirchen und Diakonie zur ersten gemeinsamen Flüchtlingskonferenz „Kirche im Aufbruch“ am 4. Februar 2017 nach Frankfurt ein. Beteiligen werden sich auch Landespolitiker aus Hessen und Rheinland-Pfalz sowie über 250 Engagierte aus der Flüchtlingsarbeit.

Bildung und Arbeit im Fokus

Bereits im Vorfeld macht Pfarrer Lipsch darauf aufmerksam, was Flüchtlinge eineinhalb Jahre nach dem Beginn des Flüchtlingsstroms nach Deutschland aus seiner Sicht brauchen: „Jetzt geht es verstärkt um Integration. Da brauchen Flüchtlinge Unterstützung, um in den Bildungssektor und den Arbeitsmarkt zu kommen.“ Laut Lipsch benötigten sie dabei auch weiterhin Hilfe durch Freiwillige, aber auch durch hauptamtliche Strukturen, die noch zum Teil fehlten. Lipsch betont: „Vor allem brauchen sie aber eine Aufenthaltssicherheit. Das ist nötig, um die innere Haltung zu haben: Ich bin hier willkommen, ich kann mich hier integrieren und will es auch.“

Afghanen sind verunsichert

Doch Andreas Lipsch macht darauf aufmerksam, dass es genau an diesem Punkt hakt. Er kritisiert die jüngsten Abschiebungen nach Afghanistan: „Zur Zeit ist es nicht zumutbar, irgendjemanden zwangsweise nach Afghanistan abzuschieben, weil dort ein Leben in Sicherheit und Würde nicht gewährleistet ist.“ Dadurch werde eine ganze Gemeinschaft verunsichert, da sich nun viele Afghanen in Deutschland fragten: Kann es auch mich treffen? Lipsch macht deutlich, dass im Moment die Botschaft leider laute: „Ja. Morgen kann es auch dich und deine Familie treffen.“

Integrationsmaßnahmen sollten für alle Geflüchteten zugänglich sein

Flüchtlings-Experte Lipsch macht auf weitere Probleme aufmerksam, die dem Engagement von Ehren- und Hauptamtlichen für die Integration entgegenwirken. So kritisiert er, dass nur Menschen aus bestimmten Ländern mit „angeblich guten Bleibeperspektiven“ an Integrationsmaßnahmen teilnehmen dürften. „Andere dürfen diese Maßnahmen nicht in Anspruch nehmen, sie bleiben aber auch absehbar lange hier. Das ist total kontraproduktiv“, bemerkt Lipsch. Deshalb fordert er: „Keine Unterscheidung von Gruppen, sondern Integrationsangebote für alle, die da sind. Mit der klaren Botschaft: Wir wollen, dass ihr hier bleibt und wir wollen, dass ihr euch hier an dem Leben beteiligt.“

Familien zusammen führen statt die Rückkehr fördern

Weiterhin stellt Andreas Lipsch in Frage, dass die Politik auch hier in Hessen zunehmend auf die Rückkehrförderung setze. Selbst  Syrer würden über die Rückkehr beraten, Iraker  und Afghanen ebenso. Pfarrer Lipsch wird deutlich: „Das konterkariert alles, was im Integrationsbereich passiert. Denn die Botschaft laute dann: Eigentlich seid ihr nicht willkommen. Und das ist nicht integrationsfördernd.“
Stattdessen fordert er sich dafür einzusetzen, dass Familien wieder zusammen geführt werden. Er veranschaulicht: „Es ist einfach schwieriger, sich in einem Sprachkurs zu konzentrieren, wenn die eigene Familie in Aleppo in Lebensgefahr schwebt.“

Nächste Maßnahmen im Blick

Zudem setzt sich Lipsch dafür ein, dass Maßnahmen weiterentwickelt werden, die die Integration in den Arbeitsmarkt und das Bildungswesen fördern. Schritte in diese Richtung sollen nun auch auf der Flüchtlingskonferenz im Dominikanerkloster in Frankfurt unternommen werden. Die Konferenz wird aus drei Teilen bestehen. Anfangs werden die rheinland-pfälzische Familienministerin Anne Spiegel und der Flüchtlingskoordinator der Hessischen Landesregierung, inhaltliche Impulse setzen. Zum zweiten gehört eine Art Messe zur Konferenz, auf der sich die Gruppen mit ihren Hilfsaktionen vorstellen. Und zum dritten diskutieren am Nachmittag Führungskräfte aus Kirche und Diakonie darüber, wie es weiter gehen soll, welche Maßnahmen demnächst anstehen.

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