Neue Statistik der Kirche liegt vor
Zahlen zwischen „Spar-Schock“ und „Tebartz-Effekt“
S.Hofschlaeger/pixelio.deZahlen ...18.07.2015 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die neue Statistik der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für das Jahr 2014 liegt jetzt vor. Demnach werden in den 1.151 Gemeinden ab 1. September insgesamt 9.838 ehrenamtliche Kirchenvorstände ihre neue Amtsperiode antreten. Darüber hinaus engagieren sich weitere 120.000 Ehrenamtliche in der EKHN. Fest angestellt sind in der hessen-nassauischen Kirche über 20.000 Mitarbeitende, darunter 1.560 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie rund 5.500 Erzieherinnen und Erzieher. Hinzu kommen noch einmal knapp 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 2.400 Einrichtungen der Diakonie Hessen.
Tebartz und Steuerfragen im Blick
Insgesamt waren 2014 bei der EKHN 1,63 Millionen Menschen aus Hessen und Rheinland-Pfalz Mitglied (2013: 1,66 Millionen). Bei den aktuellen Zahlen spiegelten sich in der Erhebung mit hoher Wahrscheinlichkeit die Nachwirkungen der Krise um den Limburger Bischof Tebartz van-Elst und Irritationen rund um den neuen, automatisierten Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge deutlich wider, erklärt EKHN-Pressesprecher Volker Rahn. Seit 2015 gilt ein neues Verfahren, nach dem die Kirchensteuer auf Kapitaleinkünfte wie etwa Zinsen automatisch von den Banken abgeführt wird. Diese Systemänderung hatte im Vorfeld zu großer Unsicherheit bei den Kunden der Finanzinstitute und vielen Nachfragen bei den Kirchen geführt.
Langfristige Entwicklung auf Linie
Nach Angaben von Rahn traf dieser „Sparbuch-Schock“ und der zurückliegende „Tebartz-Effekt“ die evangelische Kirche 2014 deutlich. Mit rund 19.700 Kirchenaustritten (2013: 13.702) befände sich die EKHN auf dem Niveau der Austrittswellen von 1991 und 1992 nach der Einführung des Solidaritätszuschlages. Es ist nach Angaben Rahns die zweithöchste Zahl in der fast 70-jährigen Geschichte der EKHN nach 1974 mit über 20.000 Austritten. Insgesamt bliebe die Entwicklung aber „langfristig gesehen in etwa auf der Line der Prognosen“. Die EKHN geht in den kommenden Jahren von einem Absinken der Mitgliederzahlen vor allem aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von jährlich etwa einem Prozent aus.
Eintritte auf erwartetem Niveau
„Der leider zu erwartende Anstieg der Austritte in den beiden vergangenen Jahren ist umso bedauerlicher, weil sie sich in den zurückliegenden fünf Jahren gegenüber den 1990er Jahren stark abgemildert und pro Monat auf etwa 700 bis 800 eingependelt hatten“, erläutert Rahn. Immerhin seien die Eintritte 2014 mit fast 3.200 gegenüber 3.500 im Jahr zuvor auf einem „relativ stabilen Niveau" geblieben.
Jeder Austritt ist einer zuviel
„Schön zu reden gibt es aber nichts. Jeder Austritt tut weh und ist einer zu viel", sagt Rahn. Die EKHN bemühe sich deshalb, ihre Arbeit für die Menschen deutlich darzustellen und mit dem Thema Finanzen auf allen Ebenen „noch transparenter als bisher umzugehen“. Dazu gehörten beispielsweise regelmäßige Jahresberichte und Informationen über die kirchliche Arbeit und die Finanzen sowie ein ausführlicher Internetauftritt mit einem eigenen Bereich zu Kirche und Geld. „Bei Finanzfragen war und ist unser oberstes Gebot ohnehin Transparenz“, so Rahn.
Gründe genau ausleuchten
Rahn kündigte auch an, dass die EKHN die genauen Gründe für die erhöhten Austritte jetzt präziser analysieren will. So sei zu fragen, ob nicht doch „tieferliegende Gründe als bloß die Frage nach den Finanzen“ die Veränderung bewirkt hätten. So gäbe die jüngste deutschlandweite Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung bereits einige Hinweise, nach der die Bindung an die Kirche im Kern zu- aber an den Rändern eher abgenommen habe. „Hier müssen wir genau hinschauen“, so Rahn.
Kirche bei den Menschen bleiben
„Uns ist es auch in Zukunft ganz wichtig, eine Kirche bei und für die Menschen zu sein“, betont Rahn. Deshalb reiche das Engagement der EKHN und ihrer 1.151 Gemeinden in Hessen und Rheinland-Pfalz von der Arbeit mit den Kleinsten in fast 600 Kindertagesstätten mit rund 40.000 Plätzen über die Flüchtlingshilfe bis zur Sterbebegleitung.
Ratsvorsitzender für "einladende Kirche"
Der Ratsvsorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, hat angesichts bundesweit gestiegener Austrittszahlen am Samstag (18. Juli) in der Tageszeitung "Die Welt" für eine "einladende Kirche, die alle Milieus anspricht", plädiert. Zudem sei es für ihn ein hoffnungsvolles Zeichen, dass jährlich auch etwa 50.000 Menschen wieder in die evangelische Kirche eintreten. Dies erfülle ihn mit großer Dankbarkeit. Von ihnen könne die Kirche "viel lernen, weil sie oft auch in besonderer Weise neue Perspektiven und frische Ideen mitbringen", so Bedford-Strohm.
22,6 Millionen Evangelische und knapp 24 Millionen Katholische
Aktuell haben die 20 Gliedkirchen der EKD insgesamt 22,63 Millionen Mitglieder. Zur katholischen Kirche gehören in den 27 Diözesen Deutschlands knapp 24 Millionen Menschen.
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