Gedenk-Veranstaltung und Aufruf
„Antisemitismus und Rassismus haben keinen Platz in dieser Stadt“
Quelle: gettyimages, sumkin / MDHSDas Bündnis ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, nicht gleichgültig zu bleiben19.06.2020 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In der Nacht auf den 16. Juni 2020 wurde die 2,50 Meter hohe Menora auf dem Vorplatz der Gedenkstätte Liberale Synagoge in Darmstadt schwer beschädigt. Laut Süddeutscher Zeitung sei den ersten Ermittlungen zufolge die Skulptur des siebenarmige Leuchters so verbogen worden, dass sie nahezu am Boden lag und später zum Teil wieder aufgerichtet wurde. Bis jetzt habe die Polizei noch keine weiteren Erkenntnisse. Kirchen und zivilgesellschaftliche Gruppen werden aktiv: Sie laden zum Gedenken (mit Mundschutz und Abstandsregelung) für Sonntag, 21. Juni, 11.30 Uhr, auf den Vorplatz der Gedenkstätte am Klinikum, Bleichstraße, ein.
Vandalismus an einem Ort, der an die Zerstörung der Darmstädter Synagoge erinnert
Zu der Initiative gehören auch das Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.. Das Bündnis hat angesichts des beschädigten Kunstwerkes den Aufruf „Hass und Gewalt widerstehen, Frieden und Solidarität leben“ veröffentlicht. Darin drücken die Unterzeichner ihr Entsetzen über die rohe Gewalt gegenüber einem Symbol jüdischen Lebens in der Stadt aus: „Die schwere Beschädigung der Menora vor der Gedenkstätte Liberale Synagoge in der Nacht zum Dienstag ist ein Angriff, der uns allen gilt. Es erschüttert uns, dass unser friedliches und respektvolles Zusammenleben dadurch Schaden nimmt. Ausgerechnet der Ort, an dem wir der Zerstörung der Synagoge vom 9. November 1938 gedenken, erfährt nun wieder Gewalt.“
„Dem Hass keine Chance“
Sie schreiben mit Nachdruck: „Dem Hass keine Chance, der Gewalt null Toleranz. Antisemitismus und Rassismus haben keinen Platz in dieser Stadt.“ Zudem ruft das Bündnis alle Bürgerinnen und Bürger auf, nicht gleichgültig zu bleiben: „Wir dürfen nicht verharmlosen und wegschauen, wenn unser gesellschaftlicher Zusammenhalt immer wieder gefährdet wird.“ Dabei erinnern sie an die zunehmend stärker werdende Verantwortung, hellwach zu bleiben und einzuschreiten, wenn die Grenzen eines guten, friedlichen, respektvollen und demokratischen Miteinanders verletzt würden.
Zur Menora:
Seit Einweihung der stilisierten Menora im Jahre 1967 haben vor ihr alljährlich Gedenkstunden zur Erinnerung an die Reichspogromnacht stattgefunden, bis diese dann 1988 in die Neue Synagoge verlegt worden sind. Heute weist das aus Metall gefertigte Werk der Künstler Helmut Lortz und Fritz Hausmann, das einen siebenarmigen Leuchter, einen der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums, darstellt, darauf hin, dass sich im inneren Gebäudeteil des Darmstädter Klinikums der Erinnerungsort Liberale Synagoge befindet. Im Jahr 2003 waren bei Bauarbeiten die Fundamente der im Jahr 1876 errichteten und in der Reichspogromnacht 1938 zerstörten liberalen Synagoge wieder entdeckt worden. Sie bilden heute den Kern des 2009 eingeweihten Erinnerungsortes.
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