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Frühjahrssynode 2018

Kirchenpräsident: „Digitalisierung gestalten und nicht einfach geschehen lassen“ (mit Video)

antoniokhr/istockphoto.comVor welchen Herausforderungen steht die Kirche in der digitalisierten Welt?

Kirchenpräsident Volker Jung geht in seinem Bericht auf Künstliche Intelligenz, Kirche und Ethik ein. Ganz besonders Christen stünden in der digitalisierten Welt vor einer besonderen Herausforderung: Was leisten Mensch und Maschine und wo ist die Grenze?

Hans GentheKirchenpräsident Jung am RednerpultKirchenpräsident Jung: "Es gibt nicht die eine Digitalstrategie für uns als Kirche. Wir brauchen Experimentierfreude, Beweglichkeit und eine gute Vernetzung untereinander."

Frankfurt a.M., 26. April 2018. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat dazu aufgerufen, die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche „nicht einfach geschehen zu lassen, sondern als Christinnen und Christen mitzugestalten“. Die neuen Techniken eröffneten „großartige Möglichkeiten“, sie könnten aber auch von Menschen in „verhängnisvoller Weise genutzt werden“, sagte er am Donnerstag (26. April) in seinem Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode. Als positive Beispiele nannte er, dass durch moderne Kommunikationsnetzwerke viele Menschen im Kontakt miteinander stehen könnten oder erwartete Fortschritte in der Medizin. Als problematisch bezeichnete er dagegen den Zugriff auf persönliche Daten von weltweit agierenden Konzernen und derzeit kaum absehbare Umwälzungen in der gesamten Arbeitswelt. 

Pragmatischer Umgang mit Digitalisierung gefragt

Jung riet zu einem „pragmatischen Umgang“ mit der Digitalisierung. Dabei dürfe nicht allein die Frage nach der Nützlichkeit einer Entwicklung im Zentrum stehen, sondern vor allem das, „was Menschen gut tut und dem Leben dient“. Wichtig sei zudem, dass sich neue Technologien weltweit an Werten wie der Menschenwürde und den Menschenrechten messen lassen müssten. Nach Worten Jungs ist der digitale Wandel auch für die Kirche selbst eine Herausforderung. Er sprach sich deshalb für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Digitalisierung aus. Jung: „Wir müssen miteinander und voneinander lernen. Vor allem brauchen wir den Willen, die digitale Veränderung gestalten zu wollen. Sonst gestaltet sie uns. Es geht nicht darum, dass wir digitale Kirche werden. Es geht darum, dass wir in einer digitalisierten Welt Kirche Jesu Christi sind und bleiben wollen – glaubwürdig, menschlich und hoffnungsvoll.“

Künstliche Intelligenz fordert ethische Auseinandersetzung

Nach Ansicht des Kirchenpräsidenten fordern vor allem die gegenwärtigen massiven Fortschritte in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz auch zur ethischen Auseinandersetzung heraus. Es gebe beispielsweise erheblichen Klärungsbedarf darüber, welche Aufgaben selbst lernenden Maschinen künftig übertragen werden sollten. Ethische Anfragen bestünden  etwa bei selbstfahrenden Autos oder gar vollautomatisch handelnden Waffensystemen und deren Verantwortung für getroffene Entscheidungen. Deshalb sei ein „kritischer Diskurs darüber nötig, ob es technische Möglichkeiten gibt, die nicht realisiert werden sollen“. Nach Worten Jungs müssen angesichts der digitalen Transformation in allen Lebensbereichen auch Fragen danach deutlicher gestellt werden, „welche politischen, ökonomischen und kulturellen Folgen erkennbar sind und was verändert werden muss“.

Mensch und Maschine deutlich unterscheiden 

Angesichts immer intelligenter werdender Systeme sah Jung aus christlicher Perspektive außerdem die dringende Notwendigkeit, „die Differenz von Mensch und Maschine deutlicher zu bestimmen“. Jung: „Maschinen müssen Maschinen bleiben und Menschen müssen Menschen bleiben – auch dort, wo sich die Übergänge verändern.“ Nach biblischem Verständnis gewinne der Mensch seinen Wert nicht durch die ihm innewohnenden Fähigkeiten und Begabungen oder Arbeit und Leistung. „Der Mensch wird zum Menschen durch das Leben, das Gott dem Menschen eingehaucht hat und die damit verbundene Würdigung und Bestimmung“, so der Kirchenpräsident.

Gemeinsame Strategie in der Kirche entwickeln 

Jung warb auch für eine stärkere Beschäftigung mit Fragen der Digitalisierung in der Kirche selbst. Es wäre „weltfremd und weltabgewandt, wenn wir uns als Kirche der digitalen Veränderung nicht annehmen würden“, sagte er. So nutze die Kirche in vielen Bereichen wie etwa der Kommunikation längst digitale Möglichkeiten - auch in den sozialen Netzwerken. Nötig seien aber auch eigene Plattformen für geschützte Kommunikation.  Computertechnologien sollten  in der Bildungsarbeit noch besser genutzt und Mitarbeitende auf die digitalen Veränderungen intensiver vorbereitet werden. Jung würdigte auch erste Versuche, beispielsweise Gottesdienste über das Internet aktiv zu gestalten Dabei müssten aber „Digitalität und geistliche Kommunikation“ sensibel aufeinander bezogen werden, Jung ist  davon überzeugt, dass es nicht „die eine Digitalstrategie für uns als Kirche“ gebe. Jung: „Wir brauchen Experimentierfreude, Beweglichkeit und eine gute Vernetzung untereinander.“

Hintergrund: Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hatte seinen Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft 2018 unter den biblischen Vers „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ (Psalm 8,5+6) gestellt. Daraus entwickelte er Perspektiven und Herausforderungen für die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche. 
Bericht des Kirchenpräsidenten zur Digitalisierung in Gesellschaft und Kirche (2018)

Dokumentation Berichte des Kirchenpräsidenten

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Twitterwall zur Synode

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Talk im evTV-Studio: Kirchenpräsident Jung zu Digitalisierung in der Kirche


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