Diakonie
Überbietungswettbewerb zur Rückführung von syrischen Geflüchteten beenden
Hermann Bredehorst/Brot für die WeltDr. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe - Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung e.V.13.12.2024 bj Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe: „Ein Überbietungswettbewerb zwischen EU-Mitgliedsstaaten, wer nun schneller Rückführungsflüge nach Syrien startet, ist völlig fehl am Platz. Priorität müssen jetzt Bemühungen haben, die Lage in Syrien zu stabilisieren und die Fundamente für eine friedliche und demokratische Zukunft des Landes zu legen. Eine überstürzte Rückführung von Syrer*innen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern steht diesen Zielen eindeutig entgegen, sie ist deswegen nicht nur unmenschlich, sondern auch friedens- und entwicklungspolitisch falsch.“
Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland: „Die aktuelle Rückführungsdebatte ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen syrischer Herkunft, die in Deutschland Schutz gefunden haben und Teil unserer Gesellschaft geworden sind. Nicht zuletzt mit guter Migrationsberatung haben sich viele Syrerinnen und Syrer bei uns eine neue Existenz aufgebaut, beispielsweise als Ärztinnen, Apotheker oder Handwerker. Angesichts der im Moment noch völlig ungeklärten Lage in Syrien führt die unsägliche Debatte über eine schnelle Rückkehr nur zu einer Verunsicherung der Menschen, die gerade wieder ein Bein auf den Boden bekommen haben.“
Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe: „Mit dem Ende des Assad-Regimes endet nicht über Nacht die humanitäre Krise in Syrien. Bevor wir über sichere, geordnete und freiwillige Rückkehr sprechen, müssen die Voraussetzungen dafür vor Ort geschaffen werden. Die Machtverhältnisse in Syrien sind nicht geklärt. 16 Millionen Menschen sind dort weiterhin auf Hilfe angewiesen. Bei den ins Ausland geflüchteten Syrer*innen sollten wir unser Augenmerk primär auf die Türkei und Libanon legen. Ihre Lage ist besonders prekär. Sie haben mit Anfeindungen, Ausgrenzungen und den Folgen der schweren Erdbeben zu kämpfen. Für sie gilt es nachhaltige Lösungen zu finden, anstatt überstürzt in Deutschland lebende Syrer*innen in ihre fragile Heimat zurückzuschicken.“
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