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Notfallseelsorge

Zuhören und die Menschen stützen

Wie geht man mit einem Menschen um, der durch eine Naturkatastrophe alles verloren hat? "Man versucht, zuzuhören. Die Leute aufzufangen und nicht alleine zu lassen", sagt Eberhard Hoppe, der mit zwölf anderen Notfallseelsorgern aus dem Kreis im Hochwassergebiet geholfen hat.

Pfarrer Eberhard Hoppe (65) leitet die Notfallseelsorge im Lahn-Dill-Kreis. Gemeinsam mit zwölf anderen Notfallseelsorgern aus dem Kreis hat er im Hochwassergebiet geholfen. In Ahrbrück, Dernau und Kreuzberg. Die Seelsorger waren einem Hilferuf von Bianca van der Heyden gefolgt. Die Landespfarrerin der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKIR) hatte Unterstützung für die Teams vor Ort angefragt. 1000 Notfallseelsorger waren vor Ort.

 

Von Tobias Manges

 

Mit den harten Schicksalsschlägen gehen die Menschen im Ahrtal unterschiedlich um, sagt Hoppe. Einige versuchen, die Situation mit Humor zu nehmen. Einer hat gesagt: "Tja, da ist mir wohl wieder alles weggeschwommen. Kann man nichts machen." "Es ist alles weg", sagt ein anderer. "Mein Haus, meine Autos, meine Firma. Alles ist weg. Aber meine Frau und meine beiden Kinder, sie sind alle hier. Bei mir. Was bin ich doch für ein glücklicher Mensch!"

Man lernt viel über den Menschen, wenn man sein Verhalten bei einer Katastrophe anschaut, sagt Hoppe. Ein Mensch kann entscheiden. Er entscheidet auch falsch. Das kann Leben kosten. Wenn es um Materielles geht, werden die Menschen unvernünftig. Sie wollen irgendetwas retten - und verlieren das Leben. "Ich habe von einer Familie erzählt bekommen", sagt Hoppe, "Mama, Papa, drei Kinder. Sie sind trotz Warnung in ihrem Haus geblieben. ,Nein, das ist unser Haus, hier bleiben wir.' Das war ihre Entscheidung. Ihr Haus, direkt an der Ahr. Die Flut steigt so hoch, dass selbst der zweite Stock volläuft. Als die Familie aufs Dach klettert, wird das Haus unterspült. Das Fundament rutscht weg, das Haus wird weggeschwemmt. Die Leichen werden viele Kilometer entfernt im Gebüsch gefunden."

Ein anderer Mann will nur noch schnell in den Keller. Als Rettungskräfte die Wassermasse abpumpen, finden sie ihn tot. Das lässt auch die Einsatzkräfte nicht kalt. Die Notfallseelsorger helfen nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Rettern. Im Ahrtal sind an verschiedenen Orten Stützpunkte eingerichtet worden. Für Essensausgabe, Beratung, Kontakte, Hilferufe. Die Stützpunkte befinden sich in Rathäusern, auf Marktplätzen, in Grundschulen oder Turnhallen. Dort sind auch die Notfallseelsorger im Einsatz. Sie hören dutzende Schicksalsgeschichten. "Ein solches Schadensereignis hatten wir seit dem Krieg nicht mehr", sagt Hoppe. So etwas hat noch nie jemand gesehen. Hochwasser an der Ahr - ja, das kommt immer mal wieder vor. Aber in dieser Form? Teilweise ausgelöschte Städte und Dörfer, wann passiert so etwas? "Ich habe es im Krieg im Libanon gesehen", sagt Hoppe, "in Deutschland nie." Die Solidarität hat den Menschen im Ahrtal gutgetan, sagt er. Dass so viele Leute aus ganz Deutschland helfen wollen. Das hat sie beeindruckt und ihnen Mut gemacht. Und: Viele waren dankbar für die Gespräche mit den Seelsorgern.

Auf Ablehnung sind die Helfer selten gestoßen. Die Notfallseelsorger aus dem Lahn-Dill-Kreis sind inzwischen aus dem Hochwassergebiet zurückgekehrt. Ihr Einsatz ist beendet. Vor Ort wird nur noch für Akutfälle eine dauerhafte Begleitung angeboten. Die kontinuierliche Seelsorge geht an die lokalen Kirchengemeinden über. Die Seelsorger selbst tauschen sich immer wieder untereinander aus, oder schreiben auf, was sie erlebt haben, um alles zu verarbeiten. Nach den Sommerferien wird es gemeinsame Treffen geben, wo der Einsatz nachbereitet wird.

Was lernt ein so erfahrener Notfallseelsorger wie Eberhard Hoppe aus einem solchen Einsatz? "Zwei Dinge", sagt er. Erstens: Notfallseelsorge ist extrem wichtig. So wichtig, wie Sanitäter, die Polizei, das THW - die haben alle Unglaubliches geleistet. Die Menschen brauchen aber auch Begleitung in ihrer Betroffenheit: "Wir haben oft gemerkt, wie sehr die Leute sich wünschen, nicht allein gelassen zu werden." Und zweitens, zählt Hoppe auf, wie wichtig es ist, intakte Beziehungen zu haben. Dankbar zu sein, für das, was man hat. Jeden Tag zu genießen. Man weiß nicht, wie lange man noch hat. Jeder Tag ist ein Geschenk. "Niemand hat einen Anspruch auf Unversehrtheit. Das will man vielleicht nicht immer glauben. Aber es ist eben so."


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Geldspenden sind im Moment für die Menschen hilfreicher als gut gemeinte Sachspenden. Daher wird um weitere Unterstützung gebeten.

 

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Bitte genaue Anschrift und Verwendungszweck "Katastrophenhilfe Hochwasser VG Adenau" angeben.

Zum Jahreswechsel werden Spendenquittungen ausgestellt.


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