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Blickwechsel

Über Angst, Isolation und Bitterkeit der Integration

dildemir/Istock

Besondere Einblicke in das Leben und Fühlen von Geflüchteten gibt der aus Syrien stammende Journalist Wael Deeb.

Bis vor kurzem dachte ich, dass die Nachrichten über den Tod von ein paar Flüchtlingen durch Herzinfarkt übertrieben sind und in keiner Weise als Phänomen angesehen werden, das es verdient, gestoppt zu werden. Aber ein Telefongespräch mit einem Freund, den ich lange als Vorbild eines integrierten Flüchtlings angesehen habe, ließ mich in viele Fragen über die emotionalen Erfahrungen von Flüchtlingen eintauchen, als er mir erzählte, wie bei ihm eine schwere Depression diagnostiziert wurde.

Dann führte mich mein Denken zu Fragen, die mir meine Nachbarin vor einigen Wochen stellte. Warum konzentrieren sich Flüchtlinge nicht auf die Zukunft? Sie haben alle Lebensgrundlagen, die sie brauchen, um hier eine neue Zukunft aufzubauen. Warum bestehen sie darauf, sich auf ihre schmerzhafte Vergangenheit zu konzentrieren? Ist es wirklich das Problem, dass einige Flüchtlinge aus vorindustriellen Gesellschaften kommen und dass ihre Integration in eine Industriegesellschaft sehr kompliziert ist?

Meine Erinnerung bringt mich zurück zu den langen Diskussionen, die ich in den letzten Jahren mit vielen Flüchtlingen geführt habe.

Ich sehe, dass Angst alle beherrscht, eine tiefe Angst, die keinen bestimmten logischen Grund zu kennen scheint, eine Angst vor kleinen und großen Dingen.

Einige haben Angst vor ihrem vorübergehenden Status. Bleiben wir für immer hier oder werden sie uns in unsere Heimatländer zurückbringen? Diese Art von Angst weckt die Aussagen von Medien und Politikern über die Zukunft der Flüchtlinge in Deutschland.

Einige fürchten um ihre Familien, die sie in der Heimat zurückgelassen haben. Angst ist hier mit einem Gefühl der Ohnmacht vermischt.

Andere befürchten Sprachschwierigkeiten. Angst ist im Briefkasten enthalten. Ein Flüchtling lebt in einem echten, unaussprechlichen Entsetzen. Jeder Umstand bringt ein neues Problem mit sich, das möglicherweise schwer zu lösen ist. Die größte Angst ist jedoch die Angst, die sich aus den von der Gesellschaft auferlegten Integrationskriterien ergibt. Diese hektische Gesellschaft, die nur Fähigkeiten erkennt.

Angst verdoppelt sich mit dem Gefühl der Isolation, und Isolation bedeutet hier nicht den Mangel an guter Kommunikation zwischen Flüchtlingen und ihrer sozialen Umgebung, sondern die Art der Beziehung zwischen ihnen.

Beziehungen basieren auf Angst und Ungleichheit.

Es ist oft schwierig, echte menschliche Beziehungen aufzubauen. Einige führen dies auf die verschiedenen Kulturen zurück. Andere sind der Meinung, dass Kontrolle der Grund ist, die kontinuierliche ihre Fähigkeiten zu einer besseren Integration bewertet. Manchmal herrscht bei manchen Menschen eine Atmosphäre des Mitgefühls, die eine hohe Sensibilität voraussetzt.

Jemand hat mir einmal die Art seiner Beziehung zu seinen Nachbarn beschrieben: „Manchmal bin ich gezwungen, Dinge zu sagen, die ich nicht sagen will, weil ich beweisen möchte, dass ich gut integriert bin. Ein Flüchtling hat zwei Identitäten, ein für sich selber und eine für andere Menschen. Hier führt Entfremdung zu mehr Isolation.“

Es gibt auch Abhängigkeit. Einige Flüchtlinge sind der Meinung, dass die umliegende Gesellschaft für die Erreichung ihrer Integration verantwortlich ist. Sie zeigen daher eine große bewusste Unfähigkeit, ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln, was letztendlich zu einem echten Bruch mit dieser Gesellschaft führt.

Auf der anderen Seite und im Gegensatz zu dem, was vorherrscht, ist das Verhältnis der Flüchtlinge untereinander nicht besser. Oft gibt es Angst und gegenseitiges Misstrauen.

Zerbrechlichkeit ist auch ein gemeinsames Merkmal vieler Flüchtlinge, weil sie weder hier, noch dort leben.

Jemand erzählte mir, dass ihm Europa seine Augen für das Elend seines Lebens in seiner Heimat geöffnet habe. Er war viele Jahre mit pädagogischer und sozialer Unterdrückung erzogen worden. Auch die Kriegsjahre während der er in seiner Heimat lebte hatten sein Verhalten seinen Kindern gegenüber nicht in Frage gestellt. Aber heute fühlt er sich machtlos, weil er sich nicht an das anpassen kann, was er für richtig hält, weil er damit nicht aufgewachsen ist.

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